Granmarescalesa

Condesa de Tucacas 

Doña de Santa Leonesca e Río Verde

Mitglied der Audienzia

Hohe Reichswahrerin H’Rabaals

 

                

 

Curriculum vitae:

Geboren im Jahre 969 nach dem Fall Bosparans in der uralten Palaststadt H’Rabaal war Zaraphine als Tochter des alten Azzaph Charazzar eine aufsehenerregende Zukunft vorherbestimmt. Nicht die Sterne sagten dies, sondern der alte Patriarch selber, als sei sein Wort schicksalsweisend.

Sie, die einzige Tochter des Königs, erfuhr hinter den unüberwindlichen Mauern des königlichen Palastes eine fordernde Ausbildung. Ihr Vater wie auch ihre Mutter – beides Träger des Erbe der Charazzar – waren strenge Lehrmeister und sie wiesen auch Zaraphines Hauslehrer an, keine Milde in der Ausbildung zu zeigen. Schon in jüngsten Jahren, als andere Kinder noch im Schlamm spielten, beugte sich die kleine Zaraphine über die wuchtigen Folianten und lernte die Geschichte ihres Blutes. Und das war auch gut so, denn Zaraphines wacher Geist lechzte nach Wissen.

So bildete Azzaph seine Tochter zu einer Staatsfrau von Format aus. Schon früh erkannte er ihr Potential und versah sie neben der Theorie mit praktischen Aufgaben in der Verwaltung der gewaltigen Domänen der Charazzar.

Als die Charazzar ihre Macht im Königreich Brabak soweit gefestigt hatten, dass der deSylphur nicht mehr umhin kam, ihnen wichtige Ämter in der Staatsführung zu übergeben, da wählte Azzaph die ehrgeizige Zaraphine aus, königliche Staatsmarschallin zu werden.

Geschult und erfahren in der Koordination kleinerer und größerer Truppenverbände, war es Zaraphine ein leichtes, die Führung der gesamten königlichen Einheiten zu übernehmen. Denn viele waren es nicht, die allein dem Königreich unterstanden. Einige einzeln betrachtete Banner. Ihre bislang größte Feuerprobe war der Unabhängigkeitskrieg des benachbarten Königreiches Trahelien. Sie führte die brabaker Soldaten in den Kampf gegen die Trahelier und erzielte Sieg um Sieg.

Bis zu jenem Tag, da eine Entscheidung der Staatsmarschallin zu einem schwerwiegendem Fehler aufgebauscht wurde. Fehlinformationen ließen Zaraphine für einen Teil der Truppen den Rückzug anordnen, was den Brabakern so manchen errungenen Sieg kostete. Es konnte niemals ermittelt werden, wer ursächlich war für diese Fehlmeldungen, nur Vermutungen kursierten innerhalb des Hauses Charazzar. Folge dieser Intrige war dann aber ein schmählicher Tauschhandel, bei dem die Charazzar die Grafschaft Tucacas erhielten und das Staatsmarschallsamt abgeben mussten.

Mochten die Feinde der Charazzar Zaraphines Bestallung zur Gräfin von Tucacas als eine Art Verbannung betrachten, so nutzte sie selbst ihre neue Position zu ihrem Vorteil, wie es ihre Art ist. Der Wohlstand der weiten Grafschaft war verborgen, doch greifbar.

War sie zwar mit der Aufgabe des Marschallsamtes von der unmittelbaren Reichspolitik verschwunden, so gelang ihr ein genialer Coup: Im Konkurrenzkampf mit ihrem Bruder Sandro um das Erbe des alten Azzaph ausgestochen von ihrem Neffen Flaminio verheiratete sie ihre älteste Tochter Consuela mit dem neuen Patriarchen. Dadurch manövrierte sie Sandro endgültig aus und tauchte als Mitglied der Audienzia zum Schrecken der Hammerfaust und der DeCortez in der Reichspolitik wieder auf. Zaraphine erhielt einen der beiden Charazzar-Sitze, den Zweiten besetzt ihr Schwiegersohn Flaminio.

Als Schwiegermutter des Herrschers von H’Rabaal, als Gräfin von Tucacas und als Mitglied der Audienzia hat sich Zaraphine erneut eine Basis für ihre Politik geschaffen. Und es scheint, dass sich ihr Augenmerk auf weitere Ebenen richtet …

 

Charakter:

Erzogen vom alten Azzaph selbst wurde aus seiner Tochter eine gerissene und kompetente Politikerin und Militärführerin, deren Befähigung innerhalb des Königreiches ihresgleichen sucht. Selbst die DeSylphur kommen nicht umhin, die Kompetenz der Gräfin zu würdigen. Wenngleich ihre Methoden in anderen Augen auch als recht offensiv und manchmal starr angesehen werden.

„Offensiv“ ist auch ihre Zunge. Gepflegte und gezielte Beleidigungen, geradezu auf den Adressaten zugeschnitten, müssen ihr unliebsame Personen erulden. Niemals jedoch wurde sie ausfallend oder aggressiv – in der Öffentlichkeit käme das einem Kontrollverlust gleich. Und wenn Zaraphine eines verabscheut, dann ist es Verlust der Kontrolle. Sie wahrt die Fassung, auch es ihr schwer fällt.

Persönliche Vergnügen und Vorlieben gönnt sie sich nicht. Sie kennt sehr wohl den Begriff Freizeit, aber sie nimmt sie sich nicht. Selbst das Reiten – von dem man am ehesten vermuten könnte, dass es ihr so etwas wie Spaß macht – ist für sie eine Leibesertüchtigung, ein Weg um nicht weich, fett und anfällig zu werden.

Zaraphine gehört einer anderen Generation an als der in Brabak herrschende Adel. Ihre mehr als 50 Jahre schlagen sich in ihrem Wesen nieder und selbst innerhalb der Familie gilt die Gräfin zwar als kompetent, aber als recht starr. Alte Traditionen sind zu halten, von bislang funktionierenden Taktiken nicht abzuweichen. Man könnte fast meinen, die früher so bissige Tochter Azzaphs wird alt – doch sei jedem angeraten, dies nicht in ihrer Gegenwart zu erwähnen!

 

Erscheinung:

Oberflächlich betrachtet ist die Gräfin trotz ihres voranschreitenden Alters immer noch eine ansehnliche Frau. Schlank und muskulös ist sie, denn seit vielen Jahren schon achtet sie auf ihren Körper und kämpft gegen die Zeichen des Alters. Mit anderthalb Schritt und 3 Fingern ( 156 Halbfinger ) ist sie klein, doch wirkt sie durch die Aura der Unnahbarkeit weit größer und erhabener. Zwar ist ihr Körper nicht geschmeidig zu nennen und weibliche Rundungen oder graziles Hüftewiegen wird man bei ihr ebenso vergeblich suchen, doch die körperliche Ertüchtigung definiert ihren Körper und gerne zeigt sie sich in enger Kleidung aus teurem Iryanleder.

Das gehobene Alter von beinahe 60 Jahren zeigt bei ihr erste Anzeichen. Ihr einstmals rundes und möglicherweise zart zu nennendes Gesicht ist eingefallen und scharfkantig. Obzwar viele Frauen ihres Alters mehr Runzeln aufweisen als Zaraphine, stechen doch auch aus ihrem Gesicht tiefe Furchen um den Mund, unter den Augen und auf der Stirn hervor und verdeutlichen, dass nicht eine junge Dame vor dem Betrachter steht. Die Nase ist lang und scharf wie der Schnabel eines Raubvogels und ihr Gesicht wirkt verhärmt und kalt. Die dunklen, olivfarbenen Augen sind ebenso kalt, oftmals ausdruckslos. Zaraphine ist eine Meisterin der Selbstbeherrschung und ihr Gesicht gemahnt oft an eine starre Maske. Auch ihr – als Tochter des Patriarchen Azzaph – ist der berüchtigte, furchteinflößende Blick der Charazzar zu eigen. Wie eine Viper das Kaninchen taxiert Zaraphine ein Gegenüber, gleich ob es sich dabei um einen Barón aus H’Rabaal oder einen Gesandten aus fernen Ländern handelt. Die olivfarbenen Augen scheinen das gegenüber förmlich zu erdolchen und niemand vermag darin eine Schönheit zu erkennen.

Mag es bei den Damen der südländischen gehobenen Gesellschaft auch modisch sein, viel Haut zu zeigen, so wird man die Grandessa des Hauses Charazzar stets in hochgeschlossener Gewandung erleben. Seien es enge Reithosen aus Leder und ein Hemd mit langen Ärmeln, hohem Kragen und kostbarem Spitzenbesatz oder ein schweres Gewand mit weitem Glockenrock in Grün und Schwarz nach grangorianischem Schnitt – die Condesa de Tucacas zeigt wenig Haut und etliche Gerüchte spinnen sich darum, vor allem bedingt durch ihre Abkunft …

 

Politik:

Zaraphine ist eine Charazzar reinsten Blutes und eine alte giftige Vettel noch dazu. In ihr lebt der Hass auf die Hammerfaust noch fort, ebenso wie die Verachtung für das Haus DeSylphur. Sie ist allerdings so erfahren in den intrigenhaften Winkelzügen, dass sie sich nicht zu offenen, aggressiven Sanktionen gegen ihre Feinde hinreißen lässt.

Sie sieht sich in der Notwendigkeit, den momentanen Status, das momentane Macht-Gleichgewicht innerhalb des Königreiches zu akzeptieren. Die DeSylphur sind das herrschende Haus Brabaks und H’Rabaal ist ein Teil dieses Condominiums. Ein bedeutender Teil zwar, doch eben ein Teil. Die Glorie des alten Reiches der Könige von H’Rabaal würde bald wiederkommen und dass der von ihr liebevoll „Tattergreis von Brabak“ genannte König ihrem Schwiegersohn und ihrer Tochter die Würde des Vizekönigtums zugestehen musste, war ein bedeutender Schritt dorthin.

Ihre Loyalität gilt zuförderst ihrem Haus und H’Rabaal und erst dann ihrem Schwiegersohn Flaminio. Sie weiß, dass der König H’Rabaals austauschbar ist, doch sie weiß auch, dass derzeit ein fähiger Kopf auf dem Thron sitzt. Auf dem einen! Denn rechts neben dem Virrey H’Rabaals thront die Virreyna und die ist nicht weniger als Zaraphines eigene Tochter.

 

Familie:

Zwar wurde die Tochter Azzaphs schon mit 18 Lebensjahren verheiratet, doch das erste Kind kam Jahre später. Fezzyr Charazzar, eine Randerscheinung der Familie, wurde offenbar nur als Ehemann der vom Schicksal – oder eher von Azzaph – ausgewählten Zaraphine auserkoren, als Vater der notwendigen Kinder. Er starb schon mit 37 Jahren im Jahre 1010 Nach Bosparans Fall – wenige Jahre nach Geburt der jüngsten Tochter – an einem heimtückischen Fieber. Zaraphine ließ sich nicht erneut verheiraten und aufgrund dieses Umstandes verpassten ihr manche bösartigen Geister den Beinamen „Schwarze Witwe von H’Rabaal“.

Ihren Kindern war und ist sie eine strenge und doch fürsorgliche Mutter gewesen. Alle erhielten eine treffliche Ausbildung und Förderung der ihnen eigenen Talente. Allen voran Consuela, die heutige Königin H’Rabaals. Sie ist die Erstgeborene der Gräfin und ihr ganzer Stolz – denn Consuela gerät in nahezu allem ihrer Mutter nach, eine jüngere Kopie Zaraphines.

Der 996 BF geborene Zephar Boromeo ist durch die Bestallung seiner Schwester heute der Kanzler H’Rabaals. Der junge, kahlköpfige Mann ist ein schlauer Geist und er genießt das volle Vertrauen der vizeköniglichen Majestäten. Offenbar ist jedoch seine Mutter auf der Suche nach einer passenden Gemahlin für ihren ältesten Sohn.

Vittorio Avessander wurde zwei Jahre danach geboren. Er fiel schon während der Kindheit durch ungestümes Verhalten auf und sein anfänglicher Jähzorn wandelte sich in kalte Rachsucht um, die er trefflichst in der Garde H’Rabaals auszunutzen weiß. Als Generál bekleidet er heute einen hohen Posten in H’Rabaal, den höchsten nach seinem Vetter Zephanio.

Hariqés Assara – geboren im jubelndem Jahr 1000 BF – ist dagegen von kühler Logik und Intelligenz. Keine Schönheit zwar, brilliert sie durch ihre Geistesgaben und führt einen großen Teil der charazzar’schen Familiengeschäfte.

Wieder zwei Jahre später wurde Elzorio Ingarin geboren. Er ist Wissenschaftler und gilt insbesondere auf dem Gebiet der Achazkunde als Koryphäe – bot ihm doch gerade H’Rabaal genug Material zum Studieren.

Seine drei Jahre jüngere Schwester Orima Azzaphia ist dagegen wie die ältere Hariqés eine fähige Kauffrau und eine gerissene Verhandlungspartnerin. Bislang machte sie nur Erfahrung mit der kleinen und kleinsten Klientel der Charazzar, doch dort bewies sie, dass sie mehr zu leisten imstande ist.

Gänzlich aus der Reihe fällt dagegen die 1006 BF geborene Jissabella Isaura. Ein Nachzügler, ein ungewolltes Kind – war doch Zaraphine zu mehr Schwangerschaften nicht bereit – wurde sie dennoch geboren und erzogen. Doch zeigte sie nie das Interesse ihrer Geschwister and er Politik. Sie lebt in einer eigenen Welt, daheim in den Hallen des königlichen Komplexes und träumt den Tag über. Niemand vermag wirklich zu ihr vorzudringen – und niemand versteht ihre kryptischen Äußerungen und die seltsamen Zeichen, die sie auf Papyri und Wände krakelt.

Nils Mehl