Sítiario de Rabecha

 

Flavio wurde im Jahre 9 vor Hal, als Sohn der alten Adelsfamilie DeCortez, geboren. Seine Eltern, damals Edle von Rabecha-Stadt, zogen ihren einzigen Sohn mit Liebe und Umsicht auf, dabei stets darauf bedacht, aus ihm einen Adligen von Welt zu machen. Schon vor seinem 10. Lebensjahr, hatte er die Städte Al'Anfa, H'Rabaal und Chorchop gesehen. Durch kostspielige Privatlehrer, erlernte er die Sprachen der Nordreiche und der Tulamiden. Außerdem legten sie großen Wert auf das Auftreten und Verhalten ihres Sohnes, dem Gehorsam und Etikette mit dem Schwert regelrecht eingeprügelt wurde. Mit 16 begann er seinen Dienst in der königlichen Armee und diente dort für viele Jahre bis er sich zum Supremo vorgekämpft hatte. Im Jahre 20 n.Hal führte er seine Soldaten gegen einen Haufen Waldmenschen, die mehrere Holzfällerlager und Plantagen verwüstet und ausgeraubt hatten. In diesem Kampf wurde er so schwer am rechten Bein verletzt, dass es ihm nicht mehr möglich war, seine Männer zu Fuß in den Dschungel zu führen um die Verfolgung aufzunehmen. Er war so verbittert darüber, dass die Mörder von unschuldigen Frauen und Kinder davon kamen, das er noch im selben Götterlauf seinen Rücktritt aus dem königlichen Heer bekannt gab.

Er kehrte auf seine Plantage zurück und kümmerte sich von nun an um die Plantage seiner Eltern, die zwei Jahre später starben. Für mehrere Jahre blieb es ruhig um den ehemals tapferen Recken. Seine Frau, die er schon zu seiner Zeit als Soldat ehelichte, hatte gerade ihr drittes Kind bekommen, als auch sie verschied. Im Jahre 28 n.Hal wurde ihm eine große Ehre zuteil, ein Vetter 2.Grades, der Herzog von Ceára verlieh ihm den Titel Sítio de Rabecha, und das Land, welches zuvor von einem Onkel 4.Grades regiert wurde, fiel nach dessen Tod ihm zu. Seither regiert er sein kleines Land mit militärischer Strenge, aber auch väterlicher Umsicht.

Er versucht die Steuernlast für "seine" Bauern auf das Nötigste zu begrenzen, aber dabei den Lebensstandart seiner Familie nicht zu vernachlässigen. Sein Sohn Potico Leonicio(19) soll einmal sein Nachfolger werden, das hat er fest beschlossen, trotzdem auch er die militärische Ausbildung, wie sie in der Familie DeCortez üblich ist, genossen hat.

Man sagt von ihm, dass er einmal, von einer Räuberbande umzingelt, nicht das Weite gesucht hat, sondern von seinem Pferd abstieg und den ganzen Haufen in die Hallen des Herren Boron befördert hat, bewaffnet nur mit einem Dolch. Ob die Geschichte wahr ist oder nicht, was Gewissheit ist, bleibt, dass Flavio mit Stolz die Entwicklung seines Sohnes sieht und ihn auch gerne in einem hohen Posten in der königlichen Armee sehen würde.

Bei der Regierung seines Lehens ist Flavio sehr streng, was den Handel mit seinen Nachbarn angeht. Sehr genau lässt er die Waren aus den nördlichen Baronien prüfen und dementsprechend auch verzollen. Auch vor Überfällen und hitzigen Bauern will er sich schützen und unterhält deshalb knapp zwei Dutzend Gardisten und Büttel, die zu jeder Zeit das "Ungeziefer" aus seinem Land verbannen.

Er selber bewohnt eine Plantage, zwei Meile von Vitoria, der Regierungsstadt, entfernt. Dort lebt er mit seinen Kindern (Picito(19), Maraesa(17) und Leonitia (10)), sowie den Angestellten seiner Plantage, Hauslehrer, Sekretär und Pagen, etc. .

Seine Töchter liebt der Vater abgöttisch. Man hört die Bauern manchmal sagen, dass Maraesa die Reinkarnation der jungen Kriegsgöttin sei, wobei man bedenken muss, dass das Volk wenig über die Göttin weiß, mit Ausnahme dessen, was vor und in dem kleinen Rondratempel der Stadt gepredigt wird . Aber selbst der alte Geweihte Rondrianius v. Arivor, stimmt dieser Meinung mit seinen 67Jahren zu. Das aufbrausende Temperament und die Schlagfertigkeit, mit der sie den Werbern begegnet, die so oft um ihre Gunst buhlen, aber auch die Klugheit und die Eleganz, mit der sie dem Volk begegnet, scheinen diese Phantasien der Bauern zu untermauern. 

Leonitia ist da eher nach ihrer Mutter gekommen: Sie ist eher zurückhaltend und schüchtern, vor allem wenn sie das väterliche Haus verlässt, was sie aber ungern und nur selten tut. Ihr ehemalige Hauslehrer aber war von ihrem Geiste mehr als beeindruckt, sie versteht es scheinbar, das richtige zu sagen, ohne darüber nachzudenken, als ahne sie das voraus, was der Lehrer von ihr erwartet. Einmal kam ein Magier auf den Hof des Sítio und sagte er sei ein Freund des Hauslehrers, der ihm von den Fähigkeiten des Kindes erzählte und wolle sie auf das Arkane in ihr prüfen. Der rondragefällige Flavio habe getobt, sagte man, und habe Magus und Hauslehrer des Hofes verwiesen. Der neue Hauslehrer kümmert sich wenig um solche Talente, die in dem Kind schlummern könnten und konzentriert sich voll und ganz auf das Auswendiglernen von Vokabel, geschichtlichen Ereignissen und Namen von Persönlichkeiten. Damit ist er Sítio sehr zufrieden und es wird sich wohl so schnell kein Magus auf seinen Hof verirren.

Text: Nils Lemcke