- Ein Handelsmann in Brabak -
"Die erste Generation baut etwas auf, die zweite erhält es und die dritte..."

Das Handelshaus Casatelli wird derzeit in der zweiten Generation von Cusimo Casatelli geführt. Und wieder scheint sich das Sprichwort zu bewahrheiten. Cusimos Vater, Valerio Casatelli, war ein brillianter Händler und Menschenkenner, der quasi aus dem Nichts ein veritables Grangorer Handelshaus aufbaute. Leider haben sich seine Talente nur wenig auf seinen ältesten Sohn Cusimo übertragen, und so ist es lediglich dem prosperierenden horasischen Handel zu verdanken, dass auch die Geschäfte im Hause Casatelli noch leidlich Gewinne abwerfen. Cusimos einziger Sohn Barnabas jedoch offenbart eine gänzlich destruktive Natur, auch wenn seine Eltern dies stets vor anderen (und auch vor sich) leugnen.

Familien-Biografie: Cusimo (* 963 nBF) ist der älteste Sohn von Valerio und Minerva Casatelli. Er hat zwei jüngere Geschwister, Vitus (* 967 nBF) und Amene (* 980 nBF). Bis zu seiner Jugend wurde Cusimo weitgehend von seiner Mutter und einem Kindermädchen erzogen, da sein viel beschäftigter Vater oft auf Reisen war. Als Valerio glaubte, sein Sohn sei alt genug, nahm er ihn mit zum Kontor und auch auf Reisen, um ihn auf sein späteres Geschäft vorzubereiten. Ein Schicksalsschlag zerstörte das Familien-Idyll: Nach der Geburt ihres dritten Kindes starb die mittlerweile über 40 Jahre zählende Minerva vor Schwäche. Schwer getroffen und mit der Situation überfordert stürzte sich Valerio in seine Arbeit und überließ die Kinder einem ganzen Stab von Gouvernanten und Hauslehrern. Cusimo indes bestellte er einige Jahre später zum Leiter seiner Filiale in Kuslik. Es war auch Valerio, der das Treffen zwischen Cusimo und Lutecia, der Tochter eines Geschäftsfreundes, einfädelte. Wenige Monde später schlossen sie den Travia-Bund und zogen in ein Patrizierhaus in Kuslik Des öfteren besuchte ihn dort seine junge Schwester Amene, die, nachdem ein Kirmes-Magier ihr magisches Talent erkannt hatte, Scholarin an der ‚Halle der Metamorphosen’ in Kuslik wurde. Cusimo und Lutecia war jedoch noch kein Kinderglück beschieden. Auch der alte Valerio wurde langsam unruhig, ob er die Geburt eines Stammhalters denn noch erleben durfte. Im Jahre 1005 nBF brachte Lutecia schließlich doch noch einen Sohn auf die Welt; er wurde auf den Namen Barnabas getauft. Der alte Valerio hatte unterdessen wohl beschlossen, dass er jetzt ruhigen Gewissens sterben könne und schied binnen eines Jahres dahin. Cusimo und Lutecia war noch eine Tochter beschieden: Aldare, von Kindesbeinen an ein durch und durch rebellisches Kind. Cusimos jüngerer Bruder hatte sich unterdessen zum schwarzen Schaf der Familie entwickelt. Dem allgemein als Schwerenöter geltenden Vitus wurden zahlreiche Affären, die nicht alle ohne Folgen blieben, sowie intensive Kontakte zum Rotlicht-Milieu nachgesagt. Schließlich heiratete er die fünfzehn Jahre jüngere bildhübsche Tochter einer Schneiderin. Cusimos Frau Lutecia aber, mit einem ausgeprägten Faible für alles Blaublütige ausgestattet, war mehr und mehr unzufrieden mit ihrer Lage. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als ‚von Stande zu sein’ und einem Adelsgeschlecht anzugehören, Herr (bzw. Frau) über ein Stück Land zu sein, sich in höherer Gesellschaft zu bewegen und eine auf Generationen gesicherte Zukunft zu haben. Cusimo, der seiner Frau wirklich keine Bitte abschlagen kann, verzweifelte ob der Unmöglichkeit, ihr diesen Herzenswunsch erfüllen zu können.... bis er auf einer Handelsreise herausfand, dass es in Brabak möglich war, sich in den niederen Adel einzukaufen. Und so offerierte er Lutecia am Abend ihres 50. Tsa-Tages, „seine Frau Baronin“ zu werden. Der Rest ist Geschichte: Cusimo wurde Sítio eines Flecken Landes namens Darién, ließ den „Palazzo Casatelli“ errichten und bezog mit Lutecia und Sohn Barnabas das Lustschlösschen. Die rebellische Aldare hingegen bevorzugte das Abenteurer-Leben und zog in die Welt hinaus. Die Geschäftsführung des Handelshauses teilen sich nun Cusimo und sein Bruder Vitus, der sich, entgegen aller Voraussagen, doch noch zu einem zivilisierten und angesehenen Bürger der Stadt Grangor entwickelt hat.

Personenbeschreibungen

Cusimo Casatelli

Äußeres: 175 hf groß; eher schlank; graues, schütteres Haar; Brillenträger; in teure, aber dezente Sachen gekleidet, kann leidlich mit dem Florett umgehen

Hintergrund / Motivationen: Geschäftsmann aus Grangor; ist dann glücklich, wenn seine Frau es auch ist (von alleine wäre er nie auf die Idee gekommen, sich „im Brabaker Sumpf neben unflätigen Thorwaler-Rüpeln“ niederzulassen); eigentlich aber unfähig zu zwischen-menschlichen Beziehungen; legt daher viel Wert auf  Etikette und Traditionen

Darstellung als Meisterperson: knauseriger Auftraggeber; Gespräche mit ihm geraten schnell zum Austausch von stereotypen Floskeln; eigentlich der geborene Verlierer; ein bißchen wie Willy Loman aus „Death of a salesman“

 

Lutecia Casatelli

Äußeres: 175 hf groß; schwarzes Haar mit grauen Strähnen; schlank; braune Augen; teure Vinsalter Kleidung (und davon hat sie jede Menge); gewöhnlich unbewaffnet

Hintergrund / Motivationen: Cusimos Frau; stammt ebenfalls aus Händlerfamilie; betet Cusimo geradezu an; Sítia Darién ist ihr Traum; liebt Pferde und Ausritte;  glaubt an das Gute und Schöne, Intrigen liegen ihr fern; befreundet mit der Dona von Santa Salida, unternimmt gern weite Ausritte mit ihr

Darstellung als Meisterperson: die Seele der Familie Casatelli, die den Laden zusammen-hält und die sozialen Kontakte knüpft; traditionsbewußt; liebt alles Adlige; besorgt über die Entwicklung ihres Sohnes

 

Barnabas Casatelli

Äußeres: 185 hf groß; schwarzes, schulterlanges schmieriges Haar; dunkle, durchdringende Augen; hat sich für sündhaft viel Gold eine Ausrüstung zusammengestellt, die ihn direkt furchteinflößend erscheinen lassen soll: Kleidung aus Iryanleder, ein schwarzer Umhang und ein reich verziertes (angeblich im Zweikampf erbeutetes) Barbarenschwert.

Hintergrund / Motivationen: reicher Händlersohn, musste nie Not leiden; in allen Dingen leicht überdurchschnittlich begabt, nirgendwo ist er allerdings wirklich gut; durchschaut die Unsicherheit und Schwäche seines Vaters; Ödipus-Komplex; verzehrt vom Hass auf sich und die Welt; gleitet immer mehr vom Weg der Götter ab, nur noch Kor verehrt er bisweilen; will die Welt für das leiden lassen, was sie ihm (vermeintlich) angetan hat; vor seinen Eltern versucht er die Maske des guten Sohnes aufrecht zu erhalten; wurde von seinem Vater zum „Sicherheitsverweser von Sítia Darién“ ernannt, übt dieses Amt mit zwei „guten Freunden“ aus Brabak auf brutale Weise aus

Darstellung als Meisterperson: skrupellos; verschlagen; neigt zu Gewaltausbrüchen, dennoch beunruhigend clever und berechnend; illusionslos; nihilistisch; liebt es, andere Menschen bloßzustellen und zu erniedrigen; der böse Geist der Baronie, der drohend über ihrer Zukunft schwebt

Text: Tobias Griese