~~~ Avizzadyl IV. von H'Rabaal ~~~

Vizekönigin von H’Rabaal, Doña de Plaza Santa Estella e Satnikeku

           

   

Zu den einflussreichsten und am wenigsten zu unterschätzenden Personen am h’rabaaler Königshof gehört die junge Gemahlin Virrey Flaminios. Consuela Charazzar ist nicht allein die Tochter der tucacaser Gräfin Zaraphine, sondern auch die Enkelind es alten Azzaph Charazzar. Und dass sie – die Erbin des alten Patriarchen – die stolze Gemahlin und Königin an der Seite Flaminios ist, ist ein glanzvoller Sieg für das reine Blut der Charazzar.

 

Curriculum vitae:

Geboren im Jahre 1000 nach dem Falle Bosparans ( was nach der neureichischen Zeitrechnung 7 nach SAM Hal entspricht ), wurde die Tochter Zaraphine Sêleytida und Nezwar Athyrel Charazzars – beides reinblütige Mitglieder des altehrwürdigen Hauses – als stolze Prinzessin und Erbin der alten Hausmacht erzogen. Die endlosen Katakomben und Hallen der charazzar’schen Zuflucht in H’Rabaal selbst wurden der Princesa ein Ort der Gelehrsamkeit und der Heimat.

Vom alten Azzaph selbst, seinem Sohn Sandro ( Consuelas Onkel ) und ihrer Mutter Zaraphine – selbst alles fähige Staatspersonen, gelehrte Meister und intrigante Geister – erfuhr sie die Ausbildung zu einer Frau, die dereinst die Krone des h’rabaalschen Reiches tragen sollte. Es wurden ihr keinerlei Schwächen geduldet, denn nur eine starke Person vermochte an der Spitze der alten charazzar’schen Hausmacht zu stehen. So bleuten ihr Großvater, Onkel und Mutter sowie endlose Ketten von Hauslehrern das Wissen um die Politik, die Geschichte der Achaz und der Charazzar speziell, der Rechtskunde – soweit sie H’Rabaal betraf – und weit mehr ein. Alles, was für notwendig erachtet wurde, sollte Consuela lernen und vor allem behalten.

Das Jahr 1018 BF brachte eine Wendung im Leben der jungen Frau: Es wurde ihr die Ehe mit Flaminio Diamantez Charazzar, ihrem halbblütigem Cousin, angetragen. Im Konkurrenzkampf zwischen Sandro und Zaraphine um das Erbe des alten Azzaph konnte Flaminio als unparteiischer Dritter, aber mindestens ebenso befähigt, als deutlicher Sieger hervorgehen. Mit der Bedingung Azzaphs, seine Cousine Consuela um des Blutes Willen zu ehelichen. Kurz nach der Amtseinsetzung Flaminios als Granduque folgte die Trauung mit Consuela, die nach den alten Zeremonien abgehalten wurde. Consuela wurde das Bindeglied zwischen Zaraphine und Flaminio, wodurch Sandro Charazzar endgültig ausmanövriert wurde.

Flaminio wäre heute nicht das, was er ist, denn ohne Consuela – einem Reinblut aus der alten Linie – an seiner Seite, wäre ihm viel verwehrt worden. Ihr Einfluss ist subtil, wie das Gift einer Blattkopfotter, doch irgendwann tritt er unmerklich hervor.

Heute ist sie die Virreyna H’Rabaals an Flaminios Seite und Erbin der durchaus wohlhabenden Grafschaft Tucacas. Damit hat sich Azzaphs Wunsch nach der Königswürde über H’Rabaal für seine Brut erfüllt.

 

Charakter:

Als Charazzar ist Consuela eigensinnig. Sie verfolgt eine eigene Politik, die in weiten Teilen durchaus mit den Zielen Flaminios und Zaraphines übereinstimmt. Immerhin vereint alle drei das Blut der Charazzar und das Ziel der Souveränität H’Rabaals. Ihrem Blut und damit ihrem Haus ist sie eine loyale Tochter und auch wenn ihre Mittel und Wege oftmals nur mit äußerster Höflichkeit als „kreativ“ zu bezeichnen sind, so sind ihre Zielsetzungen doch über jeden Zweifel erhaben.

Mühsam, aber gerade noch gelingt ihr die schmale Gratwanderung zwischen der inneren Ordnung Brabaks und der Eigenständigkeit H’Rabaals. Allerdings darf nicht verhehlt werden, dass sehr häufig die Zurechtweisung ihrer Mutter Consuela davon abhält, offensiver vorzugehen. Sie weiß, dass die Zeit H’Rabaals noch nicht gekommen ist, die Zeichen stünden ungünstig für das kleine uralte Königreich. So fügt sich die Vizekönigin und übt gezwungenermaßen subtil ihren Einfluss aus.

Sie weiß die mächtigsten Personen H’Rabaals auf ihrer Seite. Zaraphine als Gräfin von Tucacas, Mitglied der Audienzia und beratende Schwiegermutter Flaminios. Flaminio selber als herrschenden Virrey H’Rabaals, als Oberhaupt der Charazzar und ebenfalls als Mitglied der Audienzia. Azzaph, den noch immer lebenden alten Herrscher der Heiligen Stadt und Sandro Charazzar, bar jedes politischen Amtes, aber stark in der Familie. Daraus resultiert ihr Selbstbewusstsein. Sie ist die Königin, die von den ihr untergebenen Lehnsleuten bedingungslose Loyalität erwartet. Verrat wird von ihr nicht geduldet, sondern härtestens bestraft. Selbst ihre Mutter soll schon der Zorn der vizeköniglichen Tochter getroffen haben, als jene sich beinahe zu weit von den Zielen des Vizekönigs entfernt haben soll.

Versuchten Azzaph, Sandro und Zaraphine sich eine fügsame aber fähige Puppe heranzuziehen, so scheiterten sie. Consuela entwickelte ein eigenes Charakterbild, wurde zu einer eigenständigen Frau, die sich ihres Status als Erbin der Charazzar bewusst ist. Sie ist die älteste Tochter der ältesten Tochter des alten Azzaph und als solche prädestiniert dafür, das Erbe des Blutes weiterzutragen. Und das weiß Consuela. Und das wissen auch andere Würdenträger und Familienmitglieder. Bisher unangefochten ist ihre Stellung innerhalb der Familie und damit innerhalb des Vizekönigreiches von H’Rabaal.

 

Politik:

Consuela ist die Vireyna an der Seite des regierenden Vizekönigs von H’Rabaal – Essirta II. Flaminio Diamantez Charazzar. Rein theoretisch ist dabei die junge Frau die zweite Person der Provinz. Doch faktisch ist ihr subtiler Einfluss auf H’Rabaal und im Königreich dem ihres Gemahles ebenbürtig. Flaminio kann sich voll und ganz auf seine Gemahlin verlassen und sollte sie dereinst die Lande von Tucacas und den Sitz in der Audienzia von ihrer Mutter erben ( denn wer anders käme für diese beiden bedeutsamen Aufgaben in Frage? ) verfügt das neue Oberhaupt der Charazzar über eine mächtige Gefährtin.

Als Charazzar verfolgt Consuela so manchesmal Ziele, die nicht unbedingt mit denen des gesamten Königreiches, seiner Majestät Mizirion III. oder der Audienzia konform gehen. Das ist ein unumstößlicher Fakt, kein Geheimnis, sondern etwas was stillschweigend ( oder auch nicht … ) so manches Mitglied der brabakischen Regierung hinnimmt. Ihrer Familie und ihrer Provinz ist Consuela loyal und treu ergeben und dort sieht sie ihre Prioritäten. Die Zusammenarbeit mit den deSylphur oder anderen Grandenfamilien sieht sie als notwendiges Übel an, um ihre eigene Hausmacht zu sichern.

Sie arbeitet mit dem regierenden Vizekönig Hand in Hand, denn nichts anderes erbat sich der alte Azzaph Charazzar. Das hält die junge Frau aber nicht davon ab, eigene Agenten und Spione in Sold zu halten, die sie über Vorgänge im gesamten Reich und auch darüber hinaus informieren. Ihr Spitzelnetz ist wohldurchdacht und von höchster Komplexität. So versorgt Consuela ihren Gemahl oder auch ihre Mutter mit delikaten und interessanten Informationen aus den um H’Rabaal liegenden Ländern, die beide Empfänger für sich zu nutzen wissen.

Im Gegensatz zu ihrer Mutter pflegt Consuela nurmehr eine abgekühlte Feindschaft mit den deSylphur. Sie geht sogar soweit, die hochrangigsten Mitglieder dieses Hauses für ihre Fähigkeiten zu achten. So bringt sie beispielsweise dem Großherzog von Meridiana Respekt für sein bisher Erreichtes entgegen und achtet ihn als fähigen Staatsmann, während sie noch versucht sich ein Bild von Peleiston deSylphur, dem Erzherzog von Brabakia und Kronprinzen des Reiches zu machen. Und das darf ruhig als das wirkliche Anlegen einer Kartei verstanden werden, denn es gehen Gerüchte um in der königlichen Anlage von H’Rabaal, dass die Herrscherin über jede ihr interessant erscheinende Person Akten anlegt, in der sie jedes noch so kleine Detail niederschreibt. Ob diese Aktensammlung allerdings wirklich existiert …

Trotz dieser relativ entspannten Beziehung zu den deSylphur ist die Feindschaft zu den Hammerfaust ungebrochen. Aus der Geschichte heraus verfolgt Consuela die „strohfressenden Barbaren“ mit einem beißendem Hass, der zum Glück bislang noch nicht in einen Eklat mündete. Auch die deCortez, die als neureiche Händler ohne Abstammung und Geschichte sich in die höchsten Positionen des Reiches einzuschleichen versuchen und dabei Consuelas eigene Familie versuchen in der Macht zu beschneiden ( immerhin verlor Zaraphine Charazzar das Staatmarschallsamt aufgrund einer Intrige an die deCortez! ) sind ihrem Hass ausgesetzt und müssen sich vor so manchem giftigem Kommentar in Acht nehmen. Und auch vor mehr, wenn es Consuela nützlich erscheint.

 

Erscheinung:

Consuela gibt sich als traditionsbewusste Königin des Sternes H’rabaal. Sie ist sich bewusst, dass – trotz der Eroberung durch die Brabaker – H’Rabaal zu den ältesten Reichen Aventuriens gehört und das drückt sie aus. Modische Gewänder, inspiriert durch den horasischen Einfluss ( auch eine Charazzar geht mit dem Wandel der Zeit ) oder den der Al’Anfaner, in Grün und Schwarz sieht man an der Königin. Hochgeschlossen bis zum Hals, besetzt mit Spitze, Batist und Rüschen in verschiedensten Grüntönen sind ihre Kleider und augestattet mit weiten wallenden Röcken, erhabenen Schleppen und schwerem Besatz. Unerträglich mag einem diese Mode in der Hitze des südaventurischen Dschungels erscheinen, doch noch nie sah jemand Consuela schwitzen, sich über die Hitze beschweren oder übermäßig mit einem Fächer sich Luft zuwedeln. Dass sie freilich einen schweren Fächer mit sich führt, ist nurmehr ein standesbewusstes Attribut. Und man kann damit so herrlich aufdringlichen Lüstlingen auf die allzu flinken Finger klopfen – so sich denn jemand traut, der Charazzar überhaupt zu nähern. Trotz des durchaus erlesenen Geschmacks in Modefragen – wenngleich ihr Geschmack wohl eher am herzöglichen Hofe zu Grangor reißenden Applaus finden würde – trägt die Königin selten Schmuck. Stets nur zwei schwere goldene Ringe, einer an jeder Hand, sowie eher seltener ein zartes Diadem auf dem Haupt. Solcher Schmuck ist etwas für die dekadenten Lustbuhlen aus anderen Grandenfamilien und nicht nötig für eine Dame ihres Ranges.

So wie Consuela auch Schmuck kaum trägt, so wenig hält sie vom übermäßigen Einsatz holder Weiblichkeit. Erotisch schwingende Hüften und das Zeigen nackter Schenkel sind ihr zuwider, sie hält sich gerade und bewegt sich nicht mit eleganter Weiblichkeit, sondern mit königlicher Arroganz durch die ihr huldigende Menge.

So wenig erregend ihr Gang, so kalt auch ihr Gesicht. Die hell-olivfarbene Haut, wie sie den Bewohnern der südlichen Reiche und Staaten oft zu eigen ist, erscheint an Consuela dennoch etwas blass. Nicht kränklich, sondern einfach nur heller und feiner als bei jenen Damen, die sich in der Sonne aufhalten – wie etwa gemeine Marketenderinnen oder Reisbäuerinnen. Durch diese vornehme Blässe ( die dennoch jeden horasischen Cavalliere in höchstes Entzücken versetzen würde ) erscheint auch ihr kalter starrer Blick aus den ebenfalls olivfarbenen Augen noch kälter als ohnehin schon. Ausdruckslos und stechend durchbohrt er die Haut eines jeden Gegenübers, das sich in den allermeisten Fällen sogleich abwendet. Bisher hat sie noch jedes Blickduell gewonnen, einzig ihre Mutter oder ihr Großvater boten der Königin Paroli.

Das dünne schwarze Haar ist glatt und würde ihr bis auf den Rücken fallen, sollte Consuela es offen tragen. Doch kunstvoll lässt sie es frisieren, zu Zöpfen flechten, zu Schnecken binden und mit grünen oder schwarzen Bändern versehen, auf dass es voller erscheinen. Das dünne Haar, sowie die kleine, kurze und schmale Nase mit den großen Nasenlöchern  sind die ersten offensichtlichen Zeichen des Charazzar-Blutes – neben den stechend-kalten Augen.

Andere, deutlich schlimmere Anzeichen dieses Erbes verbergen sich unter dem dunklen Stoff ihrer Gewänder. Nicht umsonst bevorzugt die Königin solcherlei Mode. Von starker Schuppenflechte machen Gerüchte hinter vorgehaltener Hand die Runde. So stark, dass die Königin schon mehrmals am Tag den Körper mit einer Salbe einreiben muss und gar einmal in der Woche ein Bad in Stutenmilch nimmt. Alles das sind Gerüchte, Geschichten, oft aufgebauscht durch die Klatschsucht des einfachen Volkes. Die da ebenfalls von einem kurzen Echsenschwanz fabulieren und von gänzlich echsischen Oberschenkeln oder Beinen,  von Echsenfußabdrücken im Haus ( was Wunder! Halten sich doch die Charazzar echsische Leibwächter ), gar von Werkrokodilen!

Doch sollte der Urheber oder die Urheberin solcher Gerüchte ertappt werden, so wird er oder sie nicht mehr lange in der Lage sein, solche Gerüchte zu verbreiten.

 

Auffälliges:

Schon vor ihrer Ehe mit Flaminio umgab Consuela stets der Achaz-Leibwächter K’ssar. Ein mittelgroßer Achaz unbestimmten Alters, der stets ein scharfes Sichelschwert und einen Krummdolch mit sich führt, sowie in einen schwarzen Brustpanzer gehüllt ist. Man mag ihn nicht kräftig nennen, doch seine Bewegungen sind die einer Viper und seine Schläge und Hiebe sind wohlplaziert und oft tödlich. Er scheint nur für Consuela, respektive deren Schutz zu leben und weicht ihr nie von der Seite.

An ihn gewöhnen musste sich Zoé, eine junge Mulattin aus San Léonna, die schon früh als Zofe und Kammerfrau zur späteren Vizekönigin bestellt wurde und sich nun des Vertrauens, gar der Zuneigung Consuelas rühmen darf. Sie ist für das leibliche Wohl der Königin verantwortlich und kümmert sich geradezu liebevoll darum.

Erst vor kurzem erschien ein düsterer Herr, gekleidet in weite geheimnisvolle Roben, an der Seite Consuelas. Erst kürzlich breitete sich sein Name aus: Ulzan Regorazz, ein Magus von unbekannter Befähigung. Ob er an der brabaker Dämonenschule studiert hat, ob woanders oder ob er ein privater Zögling und Adept ist, das ist unbekannt. Jedenfalls weicht auch der Magus nicht von der Seite der Virreyna und steht ihr mit Rat und Tat bei.

Text und Bild: Nils Mehl