Duquesa de Sundsvall

Doña de Talíesin

 

„(...) Der Gewinn der grossen, brabak`schen Waldinsel Regatte ist nicht mehr und nicht weniger, als dass ich Euch, Ariadne ui Lochlyn, Reisende aus dem fernen Königreich Albernia,in den Stand einer Duquesa des stolzen Königreichs Brabak erheben. Euer Herzogtum soll fortan die Provinz Sundsvall sein, wo Eures seefahrerisches Können und Wissen sicherlich ab Besten aufgehoben ist (...)“

- König Mizirion III bei der Kürung der Gewinnerin der alle 20 Götterläufe stattfindenden Waldinsel Regattte, 20 Hal

 

Die heutige Herzogin der Provinz Sundsvall hat wahrlich ein sehr abwechslungsreiches Leben hinter sich.

Im Jahre 2 v.  Hal kam die Tochter eines Fährmanns und einer Ritterin im albernischen auf die Welt. Ihre Mutter stammte aus einem alten albernischen Rittergeschlecht, derer ui Lochlyn. Ihr Vater hingegen war ein einfacher Fährmann, doch Rahjas Gabe kennt keinen Standesunterschied. So wuchs Ariadne als Einzelkind in der Hütte ihres Vaters auf. Ihre Mutter bekam sie selten zu Gesicht, war diese doch die meiste Zeit auf Reisen und wenn sie einmal zu Hause weilte, dann verbrachte sie die spärliche Zeit mit ihrem Gemahl zusammen. So ist es kaum verwunderlich, dass Ariadne nie eine wirkliche Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen konnte und in ihren Kindheitserinnerungen gibt es nur wenige Ereignisse, bei denen ihre Mutter zugegen war. Ihren Vater hingegen liebte sie fast abgöttisch. Er war ein einfacher Mann, doch ein guter Vater, der seine Tochter wohl erzog und ihr stets den Unterschied zwischen Gut und Böse auf zu zeigen suchte und ihren kritischen Verstand zu fördern wusste. Auch die Bootsfahrt brachte er ihr bei, die Liebe zum Wasser und den Umgang mit fremden Menschen waren ebenfalls Dinge, die sie dank ihm sehr schnell zu schätzen wusste.

Dann kam der Tag, ihre Mutter weilte mal wieder im Kreise der Familie, da ihr Vater einen Herzanfall erlitt und urplötzlich von Dere schied. Für Ariadne brach eine Welt zusammen und auch ihre Mutter stand kurz davor, sich freiwillig zu einem selbstmörderischen Sonderkommando bei der Armee zu melden. Dieser gemeinsame Schmerz um den Verlust des geliebten Vaters und Gatten ließ die Beiden näher zusammenrücken. Mit knapp 12 Götterläufen lernte Ariadne doch  noch, was es hieß, eine Mutter zu haben, auch wenn Ariadne sie innerlich noch immer für den Tod ihres geliebten Vaters schuldig macht.

Als ihre Mutter schließlich zu einem wichtigen Auftrag nach Baburin geordnet wurde, war die schöne Zeit für die Beiden vorbei. Es gelang ihr, ihre Tochter in der Kriegerakademie zu Havena einzuschreiben und so Ariadnes Überleben zu sichern. Die letzten Worte, die Ariadne von ihrer Mutter vernahm, brannten sich für immer in ihr Gehirn und bewahrten sie so manches Mal vor großen Ärger. Denn seit dem Tag des Aufbruchs ihrer Mutter hat Ariadne nie mehr etwas von ihr gehört.

So absolvierte Ariadne also die Kriegerakademie zu Havena. Auch wenn sie in den ersten Wochen und Monden große Mühe hatte, mit dem Tempo so manch anderer Schüler, einige von ihnen hatten schon von klein auf den Umgang mit Waffen gelernt, mit zu halten, war sie stets eine Person, die sich hartnäckig durch zu kämpfen wusste. Ariadne konnte sich nie in irgendeiner Lehrstunde, sei es Schwertkampf, Schwimmen oder Kriegskunst, besonders hervortun, aber mithalten konnte sie überall einigermaßen mühelos. Mit 17 Götteläufen bestand sie ihre Prüfung und erhielt den Kriegerbrief, aus dem Nachlass ihres Vaters, ein Schwert, welches er das Eine oder Andere Mal benutzt hatte, um übereifrige Fahrgäste in ihre Schranken zu weisen..

Ariadne, ohne Heimat, ohne Familie, beschloss, Havena zu verlassen und ihr Glück in der Ferne zu suchen. Sie heuerte auf einem Segler als Matrosin an und steuerte die nächsten 5 Götterläufe die meisten Küsten Aventuriens an. In dieser Zeit lernte sie, auf sich selber aufzupassen und für sich selber zu schauen. Als ihr Schiff in den südlichen Gewässer von Piraten überfallen wurde, nahm sie kurzerhand das Angebot des Piraten Kapitäns an (welcher auf die verbissene Kämpfein aufmerksam geworden war), als erste Offizierin unter seinem Kommando zu dienen, nachdem sie seinen ersten Offizier erschlagen hatte. In den zwei weiteren Götterläufen unter den Piraten lernte sie das Südmeer Inn und Auswendig kennen.  Mittlerweile war aus dem einstigen dürren, schüchternen Mädchen eine erprobte Schwertkämpferin und richtige Frau geworden, mit den Rundungen an den richtigen Stellen, wettergegerbter Haut, einer lauten, befehlenden Stimme und einem scharfen Verstand.

Dann sah sie ihre Chance kommen, endlich ihren ehrgeizigen Plänen nachzugehen, denn sie wollte mitnichten als einfache Piratin ihr ganzes Leben verbringen. Die nur alle 20 Götterläufe stattfindende Waldinsel Regatta war ihre Chance. Es gelang ihr tatsächlich, einen Teil der Piraten zu umgarnen und auf ihre Seite zu ziehen. Rahja allein weiß, mit welchen Mitteln.

In einer dunklen Nacht auf See kam es zur Meuterei und der Kapitän wurde von ihr höchstpersönlich über die Planke geschickt. Mit ihrem neu erworbenen Schiff und der Mannschaft, die mehr oder weniger treu hinter ihr stand, schrieb sie sich ein und nahm am Wettbewerb teil. Die Götter allein wissen weshalb, aber es gelang ihr tatsächlich, die Regatta nach drei Wochen harter Fahrt für sich zu gewinnen. Sie wusste, dass ihr ihre Piratenvergangenheit zum Verhängnis hätte werden können, vor allem, da sie ja noch eine Meuterei angestiftet hatte. Kurz vor der Einfahrt in den brabaker Hafen, das Ziel der Fregatte, ließ sie sich aus ihrer Kapitänskajüte auf ein kleines Beiboot herabseilen. Die Lunte, die sie innerhalb ihrer Kajüte angezündet hatte ließ die wertvolle Ladung Hylaier Feuer, welches sie sich teuer erkauft hatte, in dem Augenblick hochgehen, als sie schon außer Reichweite der Explosion war. Ihres  Wissens nach hat keiner ihrer ehemaligen Gefährten das „Unglück“ überlebt. So erreichte sie das Ziel in einem kleinen Beiboot und Gewann das Wettrennen. Sie war selbst über den Preis überrascht, als sie erfuhr, dass sie in den Stand einer Hochadligen erhoben werden würde. Ein weiterer Schritt in Richtung ihres Zieles war getan....

Mit 25 Götterläufen war sie die jüngste Hochadlige des Reiches seit langem, doch als Fremde brauchte sie fast 6 Jahre lang, bis man sie als kompetente und gerechte Herrscherin akzeptierte und in ihr nicht nur die Gewinnerin der Waldinsel Fregatte sah.

Innerhalb ihres Herzogtums genießt sie größte Beliebtheit, erstens als Gewinnerin des prestigeträchtigen Rennens, zweitens weil sie ihre Provinz kompetent zu verwalten wusste und um das Wohl ihrer Untertanen besorgt ist.

Sie gilt allgemein als köngistreu und sehr selbstbewusste, starke Frau, mit einem unglaublichen Ehrgeiz versehen und einem Hang zu Egoismus, stets zu ihrem Wohl, dem ihrer Provinz, dem des Königreichs und demjenigen des Königs handeln – in dieser Reihenfolge. Ihre Politik ist sehr moderat und besonnen, meist pflegt sich einen langen Ritt entlang der Küste zu machen, wenn sie über wichtige Dinge nachdenken muss. Sie gilt zwar immer noch als ausgezeichnete Schwertkämpferin, überragende Seefahrerin und fähige Anführerin, doch sie schlug schon so manches Angebot des Großadmirals aus, ihre Kenntnisse der brabak`schen Flotte zur Verfügung zu stellen.

Dank guten und gepflegten Kontakte zu alten Freunden (Vor ihrer Piratenzeit) gelang es ihr sehr schnell, für außenpolitische Angelegenheiten die Beziehungen Mittelreich – Brabak betreffend als Beraterin des Königs und Mittelsfrau des Königreiches zu fungieren. Sie kümmert sich auch im allgemeinen um die Botschafter von anderen Reichen in Brabak, da sie einiges an Erfahrung in fremden Sitten und Gebräuchen hat und ein sehr einfühlsames Wesen, dass die Botschafter meist gewillt sind, ihr Worte zu hören. Die Tatsache, dass sie erst 33 Götterläufe zählt, unverheiratet, von Rahja wohl gesegnet wurde und eine sehr charismatische, gesicherte Ausstrahlung besitzt könnten wohl auch einiges dazu beitragen, dass es ihr immer wieder gelingt, gerissene, männliche wie weibliche Gesprächspartner, um den Finger zu wickeln, zum Wohle Brabaks natürlich.

Es vergeht kaum eine Woche, an dem sie sich nicht zahlreiche Geschenke von verschiedensten Verehrern entgegen nimmt, was ihr natürlich viele Neider unter den adligen, jungen Frauen eingebracht hat. All das scheint sie allerdings nicht zu kümmern, weder die zahlreich angedichteten Liebschaften, noch die vielen Verehrer und Neider. Sobald man nämlich das Gespräch auf ihre Unverheiratetheit richtet, hüllt sie sich in eisernes Schweigen. Ihre größte Angst ist, dass vielleicht einer ihrer ehemaligen Piratengefährten ihren Anschlag überlebt hat und Rache an ihr nehmen könnte. Oder dass irgendjemand erführe, dass sie nicht ganz so eine rosige Vergangenheit besitzt, wie sie behauptet.

Ihre weizenblonden Haare trägt sie bei jedem öffentlichen und wichtigen Auftritt hochgesteckt, ein blinkendes Diadem als Zeichen ihrer Herzoginnenwürde auf dem Kopf. Ungemein helle, strahlend blaue Augen, eine weiche Stupsnase und ein leichter Schmollmund runden ihr hübsches Gesicht ab. Ein Schritt und 88 Halbfinger groß, mit schlanker Taille und einem wohlgeformten Busen versehen, eine geschmeidige Statur besitzend kann man Ariadne wahrlich von Rahja gesegnet betrachten. Einzige einige kleinere Narben zieren ihre Haut, welche von Sonne und Meer einen warmen, bräunlichen Teint angenommen hat.

Bei offiziellen Anlässen trägt sie stets bauschige Kleider oder Röcke in den verschiedensten Blau -und Goldtönen gehalten, ein Zierdolch an ihrer Seite. Sollte man allerdings einmal das Glück haben, die Herzogin privat zu treffen oder auf einem ihrer Ausritte zu beobachten, so kann man sie kaum wiedererkennen. Langes, weich über die Schulter fallendes, offenes Haar, bequeme und praktische Bausch-, Leinen- und Iryanleder Kleidung und ein gegürtetes Schwert an ihrer Seite erinnern jeden Betrachtenden daran, dass die Duquesa de Sundsvall einst eine reisende Fremde war. Sie lässt es sich auch nicht nehmen, bei ihren zahlreichen Ausritten ihre Bevölkerung zu Besuchen und sich auf ein kleines Schwätzchen mit einem Fischer oder Tabakplantagenarbeiter einzulassen, um zu erfahren, was ihre Bevölkerung bedrückt. 

Selten einmal fährt sie noch zur See, hat sie doch ihre neue Leidenschaft entdeckt, das Reiten. Momentan ist sie im Begriff ein eigenes Gestüt aufzubauen und reist deshalb viel im Königreich herum, auf der Suche nach geeigneten Pferden, die sie kaufen könnte.

Text: Elias Moussa