Don de Caracol

 

Alonso wurde 1008 n.B.F. auf  dem väterlichen Gut, als Sohn Emilios da Cavazaria und seiner Frau Elena, die er von einer seiner Reisen in den Norden mitbrachte und der Alonso wie aus dem Gesicht geschnitten scheint, geboren. Seine frühe Kindheit war durch die strenge und unorthodoxe Erziehung seiner Mutter, die ihn immer aufs Neue darauf hinwies wie schlecht es den Untertanen seines Vaters im Gegensatz zu ihm selbst ginge, und ihm klar zu machen versuchte, dass dies nicht rechtens sei. Diese, von seinem Vater und anderen Verwandten kopfschüttelnd zur Kenntnis genommene, Erziehung, die immer wieder Diskussionen um die Standesmäßigkeit der Herkunft seiner Mutter, über die bis heute nichts genaueres bekannt ist, aufwarf, ging so weit, dass Alonso sich als Kind kaum traute mit den Kindern der Dienstboten seines Vaters zu spielen, oder sich diesen gar überlegen zu fühlen und, dass sie ihn bis heute geprägt hat. Diese Erziehung fand ein jähes Ende als seine Mutter, kurz vor seinem 8. Tsatag, dem Sumpffieber erlag. Sein Vater verkraftete diesen Verlust nicht und schickte den jungen Alonso wenige Monate später zur Erziehung ins Horasreich, wo er in den Wissenschaften und den schönen Künsten unterwiesen werden sollte. Seine Jugend verbrachte Alonso in verschiedenen Städten des alten Reichs, wo er in ebenso vielen Schulen, die eher nach den Gesichtspunkten der Kosten, als der Qualität ausgewählt wurden, meist nur wenige Monate lang, unterrichtet wurde. Hierbei musste er die Erfahrung machen, dass ihm als "Adligen" viele Möglichkeiten offen standen, die andere nicht hatten, aber er, als Brabaker, dennoch von den anderen Adelssprösslingen nicht als ihresgleichen akzeptiert wurde.

In dieser Zeit entfremdeten sein Vater und er sich vollkommen, da ihre Beziehung nur auf regelmäßige Geldsendungen beschränkte, welche meist nicht ausreichten, wodurch Alonso früh gezwungen war zu einem guten Teil für sich selbst aufzukommen, eine Herausforderung, die er durch Gelegenheitsarbeiten mehr schlecht als recht meisterte. Nach der grundlegenden Ausbildung bemühte sich Alonso um ein Stipendium an mehreren Akademien, womit er an einer kleinen privaten Akademie in Kuslik schließlich Erfolg hatte, was für ihn eigentlich nur freie Kost und Logie bedeutete. Hier wandte sich Alonso dem Studium der Mechanik aber auch den Sprachwissenschaften zu. Wobei Studium in seinem Fall in erster Linie tagelange Aufenthalte im Kusliker Hesindetempel bedeutete. In dieser Zeit, die er selbst als schönste seines Lebens beschreibt, begann er mit dem Genuss verschiedener Rauschkräuter, eine Gewohnheit, die sich inzwischen, wie die meisten Leute, die ihn besser kennen behaupten, zu einer ernstzunehmenden Sucht ausgewachsen haben.

Nach dem Tod seines Vaters musste Alonso seine Studien abbrechen und in den Süden zurückkehren um das väterliche Donario zu übernehmen. In den wenigen Monaten seiner Regierung hat er immer wieder versucht neue Erkenntnisse aus dem Horasreich einzuführen und Reformen, vor allen anderen ist hier die Umstellung der angebauten Pflanzen auf Pfeifenkraut und verschiedene Rauschkräuter, wie Ilmenblatt, Vragiswurzeln und Mirbelrohr, wobei er den Anbau der beiden letztgenannten Pflanzen bestreitet, zu nennen, in seinem Donario durchzuführen.

Aber bis jetzt waren seine Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt, abgesehen von dem lukrativen Pfeifenkraut- und Ilmenblatthandel und dem noch lukrativeren Schmuggel mit anderen Rauschkräutern, aber schon durch seine Bemühungen und den kleinen Verbesserungen die ihm trotz der Rückschläge gelangen ist er bei der Bevölkerung seines Donarios sehr beliebt. Allerdings hat er in den wenigen Monaten, die seit seiner Rückkehr aus dem Norden vergangen sind noch kaum neue Kontakte in der Gesellschaft knüpfen können, und er war zu lange weg um schon geknüpfte Kontakte zu haben.

Der junge Don ist von schlanker und recht muskulöser Statur, und man könnte ihn in anbetracht seiner Größe von gut 9,5 Spann auf den ersten Blick für den geborenen Krieger halten. Ein Umstand der dem entgegensteht ist neben der Tatsache, dass er niemals eine Waffe bei sich trägt, seine oft recht ungeschickt wirkende Art sich zu bewegen. Wer diesen Umstand der Unbeweglichkeit auch auf den Geist des jungen Dons bezieht, wird sich bald eines besseren belehrt sehen. Wortwitz, Geistesgegenwart und versteckte wie auch offene Kritik sowie ironische Einwürfe, denen meist ein freches Lächeln folgt, kennzeichnen seine Gespräche, zumindest wenn sein Geist gerade nicht vom Rauschkraut vernebelt ist, was oft genug vorkommt. Bei diesen Gesprächen muss er allerdings Acht darauf geben, dass ihm die Pointe nicht wichtiger ist, als sein Gesprächspartner oder das Thema, wenn er sich hierbei einmal in Rage geredet hat, ist nichts und niemand mehr vor seinem beißenden Spott, ob begründet oder nicht, sicher.

Ansonsten passt er kaum in das Bild eines brabakischen Adligen. Sein kurzes Haar ist von einem dunklen Blond und steht meist in alle Richtungen vom Kopf ab, seine Augen sind von einem Grau das an Eis erinnert, seine Gewandung ist meist so einfach wie möglich und wird offensichtlich eher nach dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit als unter dem des modischen Geschmacks ausgewählt. Auch seine Ansichten über die Götter und Dere mögen einen Adligen wohl verwundern, aber man nimmt sie ihm nur selten übel, wenn er sie mit seiner dunklen angenehm klingenden Stimme  in seiner typischen zugleich selbstsicheren und schüchternen Art vorträgt. Ebenso wenig entsprechen seine Züge dem Bild das man sich von einem edlen machen würde, die vollen Lippen, die gerade aber nicht allzu schmale Nase, die sonnengebräunten Wangen, die meist von kurzen Bartstoppeln bedeckt sind und das kantige Kinn würden eher einem Nordländer anstehen als einem Adligen aus dem Süden. Dennoch strahlt sein Gesicht und vor allem die klaren strahlenden Augen, neben einer großen Ernsthaftigkeit eine gewisse Sinnlichkeit aus und ist auf seine eigene Weise durchaus als hübsch zu bezeichnen, was diesen Eindruck unterstreicht, ist die Tatsache, dass Alonsos Gesicht immer seine Gefühle wiederzuspiegeln scheint, was es sehr lebendig wirken lässt.

Text: Kai Hinsen