Topographie und Landwirtschaft

 Narranoia befindet sich im praios- efferdwärtigen Eck der Baronie Prátai in der hügeligen Gegend, die den Übergang zwischen Talsenke und Gebirgsplateau bildet sowie dort am Oberlauf des Mysob- Nebenflüßchens Naran.

 Das Städtchen grenzt Richtung Firun- Rahja an den ausgedehnten Wald der Baronie Prátai, dessen Ausläufer hier allerdings erwartungsgemäß als „Wald von Narranioa“ bezeichnet werden, im Efferd an die Mysob- Sümpfe sowie im Rahja- Praios an das Hochplateau Sijaks. Die günstige Grenzlage erlaubt es den Bewohnern, durchaus unterschiedlichen Beschäftigungen nachzugehen: Aus landwirtschaftlicher Sicht werden vorwiegend Reis- und Süßkartoffelanbau betrieben, des weiteren Rinderzucht sowie letztlich Fisch- bzw. Schildkrötenfang. Im Nebenschluss verkaufen einige Bauern Luxusgüter in geringem Umfang - Tabak, Pfeffer, Kakao etc.

 Narranoia mit seinen 456 Einwohnern stellt den Verkehrsknotenpunkt der gräflichen Besitzungen dar:

  1. Richtung Praios: Über eine den Naran querende Brücke führt durch feuchtes, zum Teil sumpfiges Gelände ein Knüppeldamm nach Bad Elida (Entfernung 3 Meilen. Wegzeit zu Fuß: ca. 1 Stunde)
  2. Richtung Efferd- Firun gelangt man auf einer unbefestigten Straße nach Stutengarten (Entfernung: 9 Meilen. Wegzeit zu Fuß: ca. 3 Stunden)
  3. Richtung Efferd- Praios erreicht man über eine parallel zum Naran verlaufende, unbefestigte Straße sowie eine selbigen Fluß querende Brücke das Mysob- Tal (Entfernung: 6 Meilen. Wegzeit zu Fuß bis zur Grafschaftsgrenze: ca. 2 Stunden)
  4. Richtung: Firun- Rahja: Ein Waldpfad stellt die Verbindung zu Santo Sylvestre her (Entfernung: 9 Meilen. Wegzeit zu Fuß ca. 4 Stunden)

Nach Jahrzehnten der Gleichgültigkeit und Vernachlässigung hat sich die Obrigkeit eines besseren besonnen und kümmert sich seit mehreren Götterläufen intensiv, ja, hingebungsvoll um Stadt und Einwohner und legt besonderen Wert auf die Förderung von Infrastruktur und Wirtschaft. An den Bemühungen nimmt nicht nur der Conde höchstpersönlich lebhaften Anteil, sondern darüber hinaus die gesamte, vielköpfige Familie der de Sylphur- Narrano.

 

Stadt Narranoia

Die Stadt Narranoia zählt nach letztem Zensus 456 Einwohner, davon 29 % Weiße, 30 % Mulatten und 38 % Waldmenschen. Bei letzteren handelt es sich vorwiegend um entlaufene Sklaven. Außerdem leben hier 2 Achaz- Sippen (15 Individuen, entsprechend ca. 3 % Bevölkerungsanteil) .

In der Stadt selbst sind einige Handwerksbetriebe angesiedelt, wobei die Schmiede des TSA- geweihten Zwerges (!) Durin, Sohn des Badrusch, zweifellos für einen exotischen Farbtupfer sorgt: Sie beherbergt den örtlichen TSA- Tempel! Da in Narranoia wie im ganzen Süden ein schmerzlicher Mangel an Metall herrscht, spezialisiert sich Durin auf metallurgische Instandsetzungsarbeiten im allgemeinen, im besonderen aber auf die Umwandlung von Schwertern in qualitativ hochwertige Pflugschare, die man dem Zwerg in weitem Umkreis förmlich aus den Händen reißt. Ein PERaine- Tempel untersteht der Leitung des Meisters der Ernte Fecondo Agricola, dem eine Dienerin der Ähre sowie ein Knecht der Göttin zur Seite stehen.  Maximo Amorglorioso Rahjano betreibt das Gasthaus: „Zur kleinen Freiheit“ samt dazugehöriger Schenke.

Außer dem Schmied gehen in Narranoia folgende Handweker ihrem Beruf nach: ein Tischler, eine Moha- Kürschnerin, ein Bäcker sowie ein Schlachter. Außerdem wohnen in der Stadt: die Privat- Gelehrte Azila Desideria Contador, der satuarische Fähigkeiten nachgesagt werden sowie ein Gaukler thorwalscher Herkunft: ein leibhaftiger, wenngleich vom gleichnamigen Clan mit nichts als Verachtung bedachter Hammerfaust. Kürzlich hat der Sprecher der brabaker TSA- Gemeinde, Jaime Oviedo di Hâyconnossàra, in Narranoia seine Zelte aufgeschlagen. Sonstige bekannte Persönlichkeiten: Ouez Leffeu, der Sprecher der kürzlich gegründeten Handelsgesellschaft Natraco, der Aniohanguk- Häuptling Panha- He, der in der Stadt das „Gunstgewerbezentrum Sijak“ betreibt sowie schließlich Istima Tonko, die Geliebte des Conde, die öfters zu besuch auf dem Schloss weilt.

Ein Markt findet in zweiwöchentlichen Abständen statt. Feilgeboten werden die vor Ort angebauten Nahrungsmittel und Gewürze, daneben Tabak, diverse Dschungelprodukte wie Elefanten- Stoßzähne, Bauholz, Edelhölzer (Mohagoni) und schließlich Heilkräuter sowie aus dem benachbarten Bad Elida (s. dort) Heilwasser in Amphoren.

Zum Ortsvorsteher hat der Conde seinen zweiten Sohn Efferdito ernannt. Die Marktaufsicht obliegt der Tochter des Conde, Adaque. Die Ordnung wird von drei Bütteln und einem Zöllner aufrechterhalten.

In der Stadt herrscht eine emsige, ja, zuweilen fast hektisch- betriebsame Stimmung. Man hält mit seiner Meinung gemeinhin nicht hinterm Berg, denn freie Rede in vernünftigen – sprich: vom Conde vorgegebenen - Grenzen wird toleriert: nicht indes Müßiggang, den man als aller Laster Anfang erachtet. Fleiß, Sparsamkeit und Bescheidenheit stellen die sijaker Primärtugenden dar.

 

Umgebung

Das Flüsschen Naran entspringt im Waldgebiet, verläuft von Firun- Rahja nach Efferd- Praios und mündet letztendlich im Mysob. Der „Naraner Tümpel“ liegt am Rand des Dorfgebietes in Richtung Praios. Im Tümpel entspringt eine Quelle, das Wasser fließt in den Naran. Den ertragreichen Fisch- beziehungsweise Schildkrötenfang monopolisieren zwei Achaz- Sippen. Ein rudimentäres Bewässerungssystem gestattet den Reisanbau am Ufer des Naran sowie im efferdwärtigen Flachland

Mitten im Dschungel liegt die Siedlung „Santo Sylvestre“ – wie der Name andeutet, lebt der Flecken, der von einigen Holzfällern bewohnt wird, von der Fortwirtschaft. Boromeo (38) , der jüngere Bruder des Conde, sorgt mit Hilfe seiner Frau, zweier Söhne sowie von sieben (!) Töchtern für Ordnung und hält Verbindung zu und Tauschhandel mit den nicht sesshaften Aniohanguk- Waldmenschen aufrecht. In Santo Sylvestre ist die großspurig als „Elefanten- Brigade“ bezeichnete Einheit stationiert - bestehend aus zwei zahmen Elefanten sowie deren mohischen Reitern. Die „Elefantenbrigade“ dient in erster Linie dazu, den nach Narranoia führende Waldpfad offen gehalten wird. Sowohl Tiere wie Reiter werden dem Waldmenschen- Stamm als Besitz zugerechnet. Ein Elefantenkalb, das dem Conde gehört, erblickte jedoch kürzlich das Licht Deres auf Schloss Narranoia.

Firun- efferdwärts Narranoias grasen Rinderherden sowie, in größerer Entfernung, die Tiere der zu den Hausgütern des Conde zählenden Pferdefarm „Stutengarten“ auf fettem Weidegrund. Der jüngere Bruder des Conde, Jesidoro (35) lebt hier mit Frau und drei Kindern und nimmt die Vertretung der gräflichen Interessen wahr.

 

Gräflich und kirchlich Bad Elida („Salzquellen“)

Gegründet wurde das im Hügelland gelegene sijaker EFFerdkloster in unmittelbarer Nachbarschaft heißer Quellen, die der Sage nach die Heilige Elida von Salza höchstpersönlich entdeckt haben soll - wahrscheinlich waren sie aber bereits sehr viel länger bekannt: Dass um die wohltuende Wirkung sowohl Wald- wie Echsenmenschen wissen, spricht für letztere Theorie. Ungeachtet dessen lautet die offizielle Bezeichnung „Quellen der heiligen Elida von Salza“ - im Sprachgebrauch zu „Salzquellen“ korrumpiert. Wer nun von „Salzquellen“ auf Salz- bzw. Meerwasser schließt, den hat der Name in die Irre geführt. „Salzquellen“ als Hinweis auf Mineralstoff- Reichtum gibt hingegen das den Sachverhalt korrekt wieder.

Die „Salzquellen“ sucht man der Gesundheit wegen auf. Die Badegäste stammen zwar nicht gerade aus All- Aventurien, aber immerhin doch auch aus der gesamten Grafschaft und neuerdings sogar aus der Hauptstadt Brabak – mit zunehmender Tendenz. Patienten, EFFerd- Geweihte und Medici sind sich einig darin, dass die im Rahmen von Gicht, Rheuma und einigen anderen Erkrankungen auftretende Gelenkbeschwerden durch prolongierten Kontakt mit dem Wasser der „Salzquellen“ zuverlässig gelindert werden.

Heutzutage gehören die Quellen zu 50 % der EFFerdkirche, zu 50 % befinden sie sich in gräflichem Besitz. Die Beaufsichtigung wird gräflicherseits von Zalinés (40) , der jüngeren Schwester des Conde, wahrgenommen. Zalinés ist verheiratet und Mutter vierer Kinder, die allesamt in Bad Elida leben. Das bescheidene Aufkommen an Kurgästen erlaubt es immerhin, in kirchlich- gräflicher Kooperation das kleine Gasthaus „Genesung“ ganzjährig zu betreiben.

Jesabelis (50) , des Conde älteste Schwester, ledig und kinderlos, steht dem EFFerd- Kloster als Bewahrerin von Wind und Wogen vor. Sie wird unterstützt von zwei Graulingen.

Die familiär- enge Beziehung zwischen kirchlich und gräflich Bad Elida hat sich bewährt. Den Erlös, den Kurbetrieb und Heilwasserverkauf (in geringer Stückzahl sogar bis in die Hauptstadt, wo der königliche Leibmedicus den Vertrieb übernimmt) erbringen, teilen sich Efferdkirche und Conde hälftig, ebenso die Betriebskosten.

Doch nicht nur ein EFFerd- Kloster findet sich vor Ort, sondern zusätzlich eine BORon- gefällige Noioniten- Institution, die „Imelde Salmoranes Heil- Anstalt für seelische Leiden“ : Diese unterstützt der Conde, der dort einst selbst als Patient dringend benötigte Hilfe erfahren hat, mit klingender Münze. Die Heilanstalt genießt in Fachkreisen einen beneidenswerten Ruf, was die Therapie von Suchtkrankheiten angeht. Die fachliche Leitung obliegt einem greisen Noioniten namens Sigmondo Leud, unterstützt von zwei Assistenten (Enrisco Alt sowie Esmeralda Bleuler) . Einmal im Mond trifft die Moha Istima Tonko (Geliebte des Conde) zu einem Konsiliarbesuch ein; bei besonders schwierigen oder interessanten Fällen schaut sogar Istimas Vorgesetzter, Don Alcazar Herjé de Addoquia- Tintinnario, höchstpersönlich vorbei.

 

Schloß Narranoia

Rahawärts des Städtchens, auf dem sogenannten „Grafenhügel“ liegt das Stammschloss derer de Syphur- Narrano. Das Gebäude umfasst eine bebaute Fläche von 20 mal 20 Schritt. Für das notwendige Maß an Wehrhaftigkeit sowie für den Schutz des Ortes sorgen ein Zwillingsturm auf der zum sijaker Gebirge hin weisenden Rahajseite sowie der vor der efferdwärtigen Hauptfassade gelegene, sogenannte „kleine Hof“ , den ein zwei Schritt hoher Palisadenzaun zur Außenwelt hin abgrenzt. Die militärische Leitung im Schloss obliegt dem Kavallerie- Offizier Laran Peddersen, der vier weitere Söldner befehligt.

Text: Stefan Würstlin