Beinahe exakt zentral im Königreich Brabak gelegen, ist Yaliea (sprich: Ya-li-E-a) eine ziemlich unauffällige Provinz des Reiches. Von den Schrecken des Kaps, den Stürmen an der Küste oder gelegentlich landenden Seeräubern ist man hier seit Menschengedenken verschont geblieben und die harte Hand der seit einigen Generationen regierenden di Guyas hat ihren Teil dazu beigetragen, dass es auch sonst eher beschaulich in der Region zugeht.

Yaliea ist ein leidlich fruchtbares Land, dessen Kornkammern es in vier von fünf Jahren gelingt, die Bevölkerung angemessen zu versorgen. Der eigentliche Reichtum liegt aber nicht in den im Osten angesiedelten wogenden Maisfeldern und Reisplantagen, sondern in den weiten offenen Ebenen des Westens. Hier durchziehen zu jeder Zeit des Götterlaufes riesige Rinderherden die Graslandschaften, begleitet von den Gauchos des Sítiario Fortunato di Guya. Die Milch-  und besonders Fleischproduktion ist es, die den Landesherrn zu einem wohlhabenden Mann gemacht haben.

 

Grasland von Yaliea (im Hintergrund das vinayer Thorwall-Massiv)

Im Norden begrenzt der sich zum Großteil in Pratai befindliche Calunider Forst die Sítia Yaliea. Die südlichen Ausläufer dieses Waldgebiets ragen bis nach Yaliea hinein, konnten aber in den letzten Jahren durch Brandrodung ein gehöriges Stück zurückgedrängt werden. Nach diesen Erfolgen benannten die Waldarbeiter und Farmer diesen Südteil des Forstes schnell in „Wäldchen“ um, obwohl er immer noch ein gutes Fünftel der Fläche Yalieas ausmacht. Auch den Sumpfgebieten an der östlichen Grenze zu Al’Sarrajar konnte, wenn auch nur mühsam, im letzten Jahrzehnt der eine oder andere Acker abgetrotzt werden, so dass die Felder des Ostens inzwischen nahtlos in die Sümpfe übergehen – eine Tatsache, die immer wieder zu Unglücken führt.

Im Süden der Provinz bilden zum Teil zwei kleinere Seen die Grenze zu den Nachbarn. Halb auf dem Gebiet Maceiós liegt der Gerico-See, halb auf dem Gebiet Rabechas der kleinere Rosensee, der einen malerischen Küstenstreifen aufweisen kann. Auch im Osten liegt ein ruhiges Gewässer – der sumpfige, schlammige Froschgrundsee.

Die größte Ansiedlung Yalieas ist zweifelsohne Trimano mit seinen etwa 400 Einwohnern, das recht zentral einige Meilen nördlich des Rosensees gelegen ist. Dem Reisenden, der sich nach Trimano begibt, bietet sich bei der Ankunft ein sonderliches Bild. Nachdem er zweifellos mehrere Stunden, wenn nicht noch länger, über saftige Wiesen und weite Felder geritten ist, wird das Land um ihn herum langsam immer staubiger. Wenn er näher kommt sieht er auch warum. Das Gras ist niedergetrampelt von den Hufen unzähliger Rinder, die alle auf den zentralen Viehmarkt in der Stadt des Sítiarios getrieben werden.

Von diesem Markt ist das Erscheinungsbild Trimanos auch wesentlich beeinflusst. Überall zwängen sich Rinder durch die Straßen, hört man die Rufe der Gauchos, der Viehtreiber und die Schreie der Tiere aus den Schlachthöfen. Um diese herum liegt der Geruch frischen Blutes in der Luft und drängt sich in jede Ritze der umliegenden Häuser.

 Residenz von Sítiario diGuya

Die Residenz Fortunato di Guyas liegt deshalb etwas außerhalb. Sie ist weniger ein Schloss als eine große Ranch, auf welcher der Sitiario nicht nur Kühe und Ochsen, sondern auch seine reichsweit bekannte hervorragende Pferdezucht untergebracht hat. Wenn er einmal Abstand von Trimano gewinnen will, macht sich di Guya auf zu seinem kleinen Türmchen am Rosensee - wohl der schönste Platz in der ganzen Provinz.

Die weiteren Siedlungen Yalieas sind mehr oder weniger unbedeutend, sind sie doch zum größten Teil kleine Stationen, in denen sich die zu 85% in Fortunatos Diensten stehenden Gauchos für eine Nacht ausruhen können. Kleinere Ansiedlungen befinden sich außerdem in der Nähe der Felder im Osten, doch sind sie selten größer als 70 bis 100 Einwohner.

 Gaucho aus Yaliea

Text: Michael Koch